Der Schwerpunkt der Studie „Älterwerden in der Gemeinde“ liegt auf den nachwachsenden älteren Jahrgängen (ab 40 Jahren). Die mittlere Generation nimmt durchaus aufmerksam die Lebenssituation, die Autonomie und einen eventuellen Unterstützungsbedarf der Alten in der eigenen Familie und in der Gemeinde wahr und zieht angesichts der gesamtgesellschaftlichen Veränderungsprozesse (Umbau des Sozialstaats, Individualisierung, Orientierungssuche) ihre Schlussfolgerungen für das eigene Älterwerden, z.B. was Vorstellungen über Wohnformen, Sozialkontakte und gegenseitige Unterstützungsmöglichkeiten betrifft.
Die Universität Kassel führte von 2004 bis 2006 eine repräsentative und partizipationsorientierte Befragung bei den im Zeitraum zwischen 1935 und 1965 Geborenen durch, um die Nachkriegsgeneration und die sog. „Baby-Boom-Generation“ (geburtenstarke Jahrgänge) mit ihren jeweiligen Lebensstilmustern und Zukunftsvorstellungen zum Wohnen, gemeinschaftlichen Aktivitäten und familiären Hilfsleistungen anzusprechen. Die Studie legte ein besonderes Augenmerk auch auf jene Vereinigungen, Vereine, Gruppen, Einrichtungen und Dienste, die das soziale Leben in der Gemeinde tragen.
Die Gemeinde Schauenburg als Kommune in einer Region, die vom Trend einer abnehmenden und alternden Bevölkerung besonders betroffen ist, gehört mit dem Auftrag an die Universität Kassel zu den Vorreiterkommunen, die qualitativ neue Wege im Umgang mit dem Thema „Demographischer Wandel“ einschlagen. Nicht nur in Schauenburg steigt der Anteil der über 60-jährigen von derzeit einem Viertel der Bevölkerung auf ein Drittel in 2020.
In aktuellen Fachdiskussionen besteht darüber Einigkeit, dass der Partizipation der Bürger eine Schlüsselrolle zukommt. Deshalb galt es, nicht nur diejenigen zum Thema „Älterwerden in Schauenburg“ zu befragen, die das Rentenalter bereits erreicht haben, sondern alle einzubeziehen, die sich in sog. zweiten Lebenshälfte befinden, also 40 Jahre und älter sind. Dies ist um so wichtiger, als sich im Zuge gesellschaftlicher Modernisierungsprozesse Formen sozialen Zusammenlebens und Vorstellungen von Lebensqualität im Alter erheblich verändern werden.
Vor diesem Hintergrund wurde die Bürgerbefragung „Älterwerden in der Gemeinde“ als Partizipationsanstoß und Partizipationsprozess konzipiert. Die Fragebogenaktion (n = 491) wurde flankiert von 90 persönlichen Interviews, davon 30 Experteninterviews, und mehreren Gruppendiskussionen in unterschiedlicher Zusammensetzung.
Die Kombination der verschiedenen Forschungsmethoden ermöglicht ein facettenreiches Bild der sozialen Wirklichkeit aus der Perspektive der Einwohner. Hierbei überraschte das große Interesse, das alternativen Wohnformen wie Mehrgenerationen-Hausgemeinschaften und Wohngemeinschaften entgegen gebracht wurde ebenso wie die realistische Einsicht, dass man sich beim Gedanken an eine später evtl. eintretende Pflegebedürftigkeit nur bedingt auf die Familie verlassen will. Aus den moderierten Arbeitskreisen zu den Themen „Generationen und Orte der Begegnung“, „Generationen und Pflege“ sowie „Generationen und Wohnen“ entstand der „Initiativkreis Älterwerden in Schauenburg“, der über das Forschungsprojekt hinaus an den thematischen Anliegen arbeitet.
Dieser nachhaltige Erfolg wurde nicht zuletzt auch dadurch erreicht, dass das Projektteam über einen längeren Zeitraum insgesamt 36 wöchentliche Kolumnen für das Gemeindeblatt „Schauenburg-Kurier“ verfasste.
Projektverantwortlicher: Prof. Dr. Fred Karl Projektleitung: Dr. Kirsten Aner ProjektmitarbeiterInnen: Dr. Elke Olbermann, wissenschaftliche Hilfskraft Dipl.Sozialgerontologin Gudrun Surup, wissenschaftliche Hilfskraft Sarina Fuest, studentische Hilfskraft Tobias Hoffman, Praktikant Nadine Kopplin, Praktikantin und studentische Hilfskraft Stefanie Raupach, Praktikantin und studentische Hilfskraft Sven Schütz, studentische Hilfskraft Gerrit Wagner, Praktikant und studentische Hilfskraft
Projektergebnisse: Aner, Kirsten; Karl, Fred: Älterwerden in Schauenburg – Abschlussbericht.
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